Wie wirken die Techniken der Energetischen Psychologie?

Neurobiologische Wirkhypothese

Als Psychologin ist für mich neben dem Wirksamkeitsnachweis der Techniken durch zahlreiche wissenschaftliche Studien in erster Linie die Wirkhypothese der wissenschaftlichen Fachwelt von Bedeutung:

Die Gruppe um den Arzt und Psychotherapeuten Joaquin Andrade in Uruguay und Argentinien erforschte die zugrundeliegenden Mechanismen mittels bildgebender Verfahren und Labordiagnostik (siehe Neurohumoral Mechanism of Tapping von Andrade, 2004).

 

Theorie: Die Konzentration auf eine belastende Erinnerung macht diese der Auflösung zugänglich. Nun wird eine sensorische Überladung erzeugt, d. h. es werden viele Signale gleichzeitig über das zentrale Nervensystem an das Gehirn gesendet. Dies kann über verschiedene Sinneskanäle geschehen, vorwiegend über die Haut (taktil), aber auch über die Augen (visuell), die Ohren (auditiv) oder die Nase (olfaktorisch). Diese Signale disorganisieren, überladen oder interferieren und neutralisieren in weiterer Folge die belastende Erinnerung.

 

Zusammenfassung: Bei der Klopfakupressur werden Hautareale beklopft, die mit besonders vielen Mechanorezeptoren ausgestattet sind. Diese Sinneszellen besitzen intensive neuronale Vernetzungen mit Gehirnarealen, die an psychischen Verarbeitungsprozessen stark beteiligt sind, wie z. B. das limbische System (beteiligt bei emotionalem Erleben) und der präfronale Kortex (wichtig für Willenssteuerung und zielgerichtete Handlungen). Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass bei traumatischen Erinnerungen eine Überaktivität im limbischen System und eine Hemmung im präfrontalen Kortex auftritt. Die Forschungsgruppe um Andrade wies nun mittels bildgebender Verfahren nach, dass durch die Stimulierung von Akupunkturpunkten und durch andere sensorische Reize (Summen, Augenbewegungen etc.) die Überaktivität im limbischen System reduziert wird und eine Aktivitätszunahme in orbitofrontalen Bereichen stattfindet.

... es gibt jedoch auch einen alternativen Erklärungsansatz:

Energetische Wirkhypothese

Die Energetische Psychologie entwickelte sich auf der Basis der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz: TCM), die seit mehreren Jahrtausenden über die energetische Beeinflussung von Qi, Yin und Yang erfolgreich psychische und physische Krankheiten behandelt. Folglich wirken laut dieser Hypothese die Techniken der Energetischen Psychologie, wie der Name bereits andeutet, auf energetischer Ebene:

Gemäß der TCM fließt Qi (Lebensenergie) in Leitbahnen, den sogenannten Meridianen, durch den Körper. Entlang dieser Meridiane liegen Akupunkturpunkte, durch deren Stimulation sich die in den Meridianen fließende Energie beeinflussen und lenken lässt. Traditionellerweise werden bei der Akupunktur diese Punkte genadelt, es ist aber auch eine Behandlung mittels Laser oder Akupressur möglich.

In der Energetischen Psychologie werden ausgewählte Akupunkturpunkte verschiedener Meridiane sanft mit den Fingerspitzen beklopft oder massiert, während man sich gleichzeitig auf ein belastendes Thema konzentriert. Durch die Stimulation der Akupunkturpunkte wird der Energiefluss in den Meridianen harmonisiert - dies hat meist die Auflösung oder zumindest Intensitätsreduzierung der belastenden Gefühle und Glaubenssätze des auf diese Weise behandelten Themas zur Folge.