Die Energetische Psychologie geht zurück auf den amerikanischen Arzt und Chiropraktiker George Goodheart, der als Erster in den 1960er Jahren das Klopfen von Akupunkturpunkten zur Auflösung von Stress beschrieben hat. Goodheart brachte das uralte Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin mit manualtherapeutischen Methoden und dem kinesiologischen Muskeltest zusammen, er galt als einer der Hauptvertreter der Applied Kinesiology (Angewandte Kinesiologie).
Dr. John Diamond, ein australischer Arzt und Psychiater, beschäftigte sich in weiterer Folge mit dem Zusammenhang zwischen Emotionen und den Meridianen der TCM. Dr. Roger Callahan, ein amerikanischer Psychologe, begründete in den 1970ern die sogenannte Thought Field Therapy TFT. Callahan legt besonderen Wert auf die Reihenfolge der Akupunkturpunkte, jede negative Emotion muss mit einer speziellen Abfolge an Akupunkturpunkten behandelt werden. Auch Dr. Fred Gallo gilt als einer der Gründerväter der Energetischen Psychologie. Er entwickelte die Methode EDxTM Energy Diagnostic and Treatment Methods, hierbei werden die betroffenen und zu behandelnden Meridiane und Behandlungspunkte mittels des kinesiologischen Muskeltests ermittelt.
Gary Craig, ein amerikanischer Stanford Ingenieur, absolvierte die TFT Ausbildung bei Callahan und sah seine Aufgabe darin, diese wirkungsvolle aber komplizierte Technik zu vereinfachen, um sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Gary Craig entwickelte die sogenannten Emotional Freedom Techniques EFT.
Die Psychologin Dr. Patricia Carrington bereicherte EFT noch um die sogenannten EFT Choices, bei denen positive Zielsätze (Affirmationen) in die Klopfsequenz eingebunden werden. Hier liegt der Fokus weniger auf der Problembehandlung, als auf dem individuell gewünschten Zielzustand.
Die traditionelle chinesische Medizin, kurz TCM genannt, beschreibt seit einigen tausend Jahren den Menschen als Teil eines kosmischen, energetischen Wirkgefüges (Dr. Carl-Hermann Hempen, 2004, DTV-Atlas Akupunktur). Sie basiert auf einem theoretischen Konzept, das durch ca. fünftausendjahrelange systematische empirische Beobachtung und Aufzeichnung entstanden ist und laufend überarbeitet wurde.
Die Akupunktur gilt neben der Kräuterheilkunde als wichtiger Baustein der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Theorie hinter der Akupunktur ist, dass bei jedem Menschen Energie in Leitbahnen, den sogenannten Meridianen, fließt. Ist dieser Energiefluss gestört, entstehen energetische Blockaden und Ungleichgewichte, die langfristig zu physischen und psychischen Krankheiten führen können. In TCM ausgebildete ÄrztInnen stechen Akupunkturnadeln in spezielle Punkte auf diesen Leitbahnen, um die Energie wieder in Fluss zu bringen und dem (kranken) Menschen zu Gesundheit zu verhelfen.
Die westliche Medizin lehnt zwar das theoretische Konzept hinter der Akupunktur ab, da jedoch in vielen Studien die Wirksamkeit der Akupunktur bestätigt wurde (siehe z. B. GERAC German Acupuncture Trials), wird sie nicht nur in den Ordinationen von ausgebildeten TCM-ÄrztInnen angewendet, sondern auch als komplementär-medizinischer Ansatz in westliche Behandlungen integriert (z. B. in der onkologischen Behandlung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz).
Das psychische Äquivalent zur Akupunktur "an emotional version of acupuncture" (Gary Craig) ist die sogenannte Energetische Psychologie. Hier wird durch sanftes Klopfen
verschiedener Akupunkturpunkte bei gleichzeitiger Fokussierung auf belastende Themen (Erinnerungen, Gefühle & Verhaltensweisen) eine sensorische Überladung im Gehirn erzeugt. Durch diese
Interferenzen (Überlagerungen) findet eine Neu-Organisation und im Idealfall auch Neutralisation belastender Gefühle und Erinnerungen statt.
Zu dieser auf den ersten Blick vielleicht seltsam anmutenden Behandlungsform existieren mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise, die von dem Psychologen Dr. David Feinstein im Jahr 2012 in einem englischsprachigen Artikel der Fachzeitschrift der APA American Psychological Association zusammengefasst wurden.
Erfreulicherweise haben die Klopfmethoden in den letzten Jahren auch Eingang in die internationale psychologische und psychotherapeutische Fachwelt gefunden. Dies gelang unter anderem durch die sprachliche "Übersetzung" und Einbettung der Methode in psychologische und neurobiologische Forschungsergebnisse und Konzepte.
So bezeichnete erstmals die Forschungsgruppe um den südamerikanischen Arzt und Psychoneuroimmunologen Dr. Joaquin Andrade die Methode als BMSI Bifokale Multisensorische Integration. Bifokal, da der Fokus der Aufmerksamkeit gleichzeitig auf eine sensorische Stimulation und ein belastendes Thema gelenkt wird. Multisensorische Integration, da die sensorischen Reize, ausgelöst durch die Stimulation von Akupunkturpunkten, über die afferenten Nervenbahnen ins Gehirn gelangen und dort zu einer Pertubation (Verstörung) und Neuorganisation von belastenden Erinnerungen und Emotionen führen, wenn man sich während der sensorischen Stimulation auf diese fokussiert.
Auch der deutsche Psychiater Dr. Michael Bohne geht von dieser Wirkhypothese aus. Er entwickelte die Methode PEP Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie, die zusätzlich zu der von ihm weiterentwickelten Klopfmethode noch andere psychologisch wichtige Elemente enthält.